Segelfreizeit 2019

Ankunftstag

Endlich geht es los. Die Koffer sind gepackt, der Proviant in 25 Bananenkartons verstaut. Holland wir kommen.

Die Anreise über 840 Km verlief zum Glück gut. Alle sind wohlbehalten angekommen.

Und schon wieder ging die Arbeit los. Alles wieder aufs Schiff bringen und verstauen. Nach einer kurzen Unterweisung durch den Skipper gab es endlich was zu essen: Wurschtsalat. Und danach fand der Arbeit bei einem Glas Wein ein ruhiges Ende.

Als Ausblick auf Morgen: wir segeln Richtung Ijsselmeer, da zum Wochenende ein Sturm aufziehen soll. Da haben wir mehr Raum zum Ausweichen.

Erster Segeltag

Nach kurzer Nacht und leckerem Frühstück sind wir zunächst mal wieder Einkaufen gegangen. Komische Blicke beim Abrechnen von 5 Einkaufswagen voll Lebensmittel und Wasserflaschen. So langsam wird es schwierig all das an Bord zu verstauen.

Und schon geht es los. Zunächst per Motorantrieb durch die schmale Fahrrinne Richtung Abschlussdeich-Schleuße. Angekommen im Ijsselmeer beginnt die Arbeit für alle Segelwilligen. An so einem Dreimaster gibt es schon viel zu tun, bis die Segel gesetzt sind. Als eben dies geschehen ist, geht es bei ca. 7 Knoten munter voran. Und jetzt ist auch Zeit zum Genießen. Um ca. 17.30 Uhr erreichen wir Enkhuizen.

Zweiter Segeltag

Bloß kein Stress; immer schöööön ruhig angehen lassen. Der Vormittag ist segelfrei. Die einen nutzen den freien Vormittag, um Enkhuizen zu erkunden. Für ein paar Wenige heißt es schon wieder: einkaufen. Komisch, die Schränke sind alle voll.

Der Skipper meckert: ihr braucht zu viel Wasser. Aber wer so gut isst, der braucht auch Wasser (Späßle g'macht). Kurz nach 12.00 Uhr geht es los für einen Kurztripp nach Hoorn. Wir segeln nun im südlichen Teil des Ijsselmeeres.

Was gibt es Schöneres, als bei Kaffee und Kuchen, bei leichter Briese zu Segeln? Um 16.00 Uhr erreichen wir Hoorn und haben dort bis zum Abendessen Zeit, den Ort zu erkunden. Kartroffelstock, Siegerländer Bratwürscht und Salat verleihen wieder neue Kräfte (obwohl die vorherigen gar nicht verbraucht sind).

Bei milden Abendtemperaturen sitzen wir zusammen an Deck, werden doch langsam müder und freuen uns auf Morgen.

Dritter Segeltag

Die Nacht ist unruhig, aber das liegt nicht an Weingenuss oder anderem, sondern an aufkommendem Wind. Das Schiff schaukelt etwas, Wellen schlagen an die Bordwand und man muss erst einmal einsortieren, was, wie, wo. Leicht schaukelnd wird man wieder in den Schlaf gewogen.

Und morgens sind die Regenwolken weg. Die Sonne strahlt vom Himmel. Ein neuer Tag kann kommen. Bei kräftigem Wind geht’s Richtung Muiden. Ein paar wenige Tropfen bläst der Westwind weg. Im Spiel von Sonne und Wolken, im Auf und Ab der Wellen genießen wir einen eher ruhigen Segeltag. Lediglich bei den Wenden ist ein gehöriges Maß ein Kraft gefordert, denn das Beiholen der Segel bei Windstärke 6 lässt sich nur noch koordiniert durch ein „Hau-Ruck“ bewältigen. Am Ende des Törns liegen wir vor den Toren Amsterdams. Dahin geht’s dann morgen.

Ach, die leckere Käse-Lauchsuppe am Mittag und das Putencurry mit Reis hätte ich fast ganz vergessen. Nach dem Nachtessen gehen wir mit einer Andacht in den Abend, den wir beim gemeinsamen Singen ausklingen lassen. Man kommt sich fast vor wie im Kloster: man kann nicht weg; und Gebet und Essen strukturieren den Tag (schon wieder e Späßle g`macht).

Vierter Segeltag

Der Tag startet leicht bewölkt mit ein paar Tropfen Regen. Bei den Teilnehmer(inne)n herrscht gute Laune und erwartungsvolle Gespanntheit. Heute geht es nach Amsterdam. Segeln ist heute nicht, wir fahren mit dem Diesel. Nach dem Mittagessen geht es von Bord und jeder entdeckt auf seine Art und Weise die laute, volle und bunte Welt Amsterdams. Bei einer Grachtentour auf dem Ausflugsboot entdeckt man manch eine Sehenswürdigkeit, die man so zu Fuß nicht erreicht hätte. Aber irgendwie sind es einfach zu viele Menschen, zu viel Hektik, zu viel Durcheinander. Hier trifft so viel aufeinander. Alles ist ziemlich skurril. Passt doch gar nicht zu unserem Motto der Entschleunigung. Abends sitzen wir in der Plicht im warmen Sonnenlicht, resümieren den Tag und genießen den Tagesausklang. Mal wieder sind wir sehr dankbar für einen wunderschönen Tag.

Fünfter Segeltag

Bild: evangelisch-im-rebland.de

Nach sternenklarer Nacht startet der Tag mit Regen. Noch immer steht die Sturmwarnung für Samstag an. Das bedeutet für uns: wir segeln heute nach Monnickendam und bleiben Samstag im Hafen. Ganz aus dem Süden des Ijsselmeeres geht es jetzt wieder Richtung Norden, denn wir wollen den zweiten Teil der Segeltour im Wattenmeer segeln und die westfriesischen Inseln ansteuern. Der Wind frischt etwas auf, es ist mild und regnet "e weng".

In einer solchen Situation kommt der Küchencrew natürlich eine besondere Bedeutung zu. Zum Glück haben wir da nicht gespart und so ziemlich die beste Manpower eingekauft. Linsensuppe mit Siegerländer Mettwurscht (für die Markgräfler: Burewürscht) macht nicht nur dem Bordhund Fenny eine lange Nase, sondern auch den Seglern.

Und wieder fragen wir uns: wieso passt das Wetter zum Essen? Oder sollte Sabine etwa doch schon  bei der Kochplanerstellung das Wetter geahnt haben? Ansonsten gilt: Küchendienst macht Spaß und Regen bedeutet kein Abbruch der Stimmung.

Bild: evangelisch-im-rebland.de

Ach so, es gab als Abendessen Maultaschen (für die Markgräfler; Muuuhldäsche) mit brauner Hackfleischsoße; und als Nachtisch: Vla-Joghurt mit Amarenakirschen. Mal wieder ein Traum!

Sechster Segeltag

Der Tag beginnt windtechnisch zunächst noch verhalten. Aber dann bläst es richtig. Gut, dass wir in Monnickendam in einem geschützten Hafen liegen. Heute wird nicht gesegelt. Aber zu Fuß, mit dem Fahrrad oder per Bus lassen sich Volendam und Edam gut erreichen. Bloß die Windböen schütteln einen beim Wandern richtig durch. Aber es verschließt sich uns gänzlich, was tausende von Touristen aus aller Welt in Volendam wollen. Kitschiger geht Holland wohl kaum.

Der Wind bleibt stramm, die Regenschauer ziehen weg. Es ist schön mild. Wer nicht unterwegs ist, entspannt einfach. Heute Abend gibt es mal klassisch Fisch zu essen: Kabeljaufilet mit Sauce Tartar und Ofenkartoffeln oder Curryreis.

Abends sitzen wir zusammen. Die einen Spielen, die anderen singen die "guten alten Fahrtenlieder".

Soweit der Wind es zulässt, segeln wir morgen Richtung Wattenmeer. Mal sehen, wo es uns hin weht.

Siebter Segeltag

In der Nacht hat sich der Sturm gelegt. Irgendwie auch wieder ein schönes Gefühl, nicht zu schwanken. Die Sonne scheint vom blauen Himmel und für uns geht es nach dem Frühstück Richtung Norden. Der Maat meint: wird endlich Zeit, wir sind doch Salzwassersegler.

Am heutigen Tag machen wir eine Erfahrung, die uns im Vorfeld eher als Vorurteil begegnet ist: Segeln ist langweilig. Dies Urteil gilt zumindest für den Fall, dass man mit dem Wind segelt. Fog- und Schonersegel sind gesetzt, der Wind bläst von hinten und es tut sich scheinbar nichts. Da sind 50 Kilometer eine lange Strecke. In einer Abendandacht ist uns ein Satz begegnet, der sich zu bewahrheiten scheint: Wenn du schnell voran kommen willst, dann ist dir Rückenwind willkommen, doch du wirst immer am Boden bleiben. Möchtest du aber fliegen, dann brauchst du Gegenwind.

Wir machen etwa 6 Knoten, aber es verändert sich quasi nichts. Jeder sucht das Seine für die Kurzweile. Die einen lernen "Doppelkopf", die anderen hören Musik, "dösen" auf Deck, oder lesen ein Buch. Sabine treibt es zum Glück in die Küche. Die Nase ahnt es schon: es wird einen Pflaumenkuchen geben. Und schon muss ich alles Vorherige wieder revidieren: Segeln macht einfach Spaß.

Man soll ja den Tag nicht vor dem Abend schlechtreden. So auch heute bei uns. Kaum haben wir die Schleuße bei Enkhuizen passiert, geht das Segeln los. Fog-, Schoner- und Hauptsegel werden gehisst und wir segeln scharf am Wind. Dabei haben wir bis zu 9,6 Knoten gemacht. Und nun erfahren wir, was Schräglage beim Segeln ist. Für ein paar Gläser auf dem Tisch war es zu schräg.

Abends in Medemblik war Musikfest im Hafen mit einem exzellenten Musikverein aus Enkhuisen. Einfach fein. Morgen geht es Richtung Texel. Ab dann sind wir im Wattenmeer unterwegs.

Und immer wieder lohnt ein Blick neben den Tellerrand (äh, außerhalb des Schiffes!)

Achter Segeltag

Die Prognosen für den heutigen Tag sahen zunächst gar nicht so gut aus. Aber auch heute bewahrheitete sich der Grundsatz, dass das Wetter immer erst vor Ort und ganz aktuell gemacht wird. So hatten wir gegen die Ansagen einen wunderschönen Segeltag und wir haben die Regenwolken immer nur aus der Ferne gesehen.

Texel haben wir angesteuert und in Oudeschild im Fischereihafen festgemacht. Der Nachmittag wurde dann mal wieder ganz persönlich und individuell gestaltet. Die Einen haben sich ein Fahrrad ausgeliehen und sind auf die Nordseite Texels an den Sandstrand gefahren. Andere haben eine Wanderung nach de Burg gemacht. Manche haben den Ort Oudeschild erkundet.

Einen wirklich krönenden Abschluss fand der Tag bei einem griechischen Abendessen, bei dem Sabine und das tagesaktuelle Küchenteam sich voll ins Zeug gelegt haben. Da konnte man mal wieder nur staunen, was man in einer kleinen Schiffsküche so alles Leckere zubereiten kann. Immer stärker verfestigt sich ein Luxusproblem bei uns: Unser Hunger kommt bei all dem tollen Essen nicht mehr nach.

Nach dem Abendessen haben wir dann noch in lockerer Runde zusammengesessen und der Skipper und Maat haben alle offenen Fragen rund um das Segeln beantwortet. Morgen geht es Richtung Vlieland.

Neunter Segeltag

Etwa 10.00 Uhr starten wir in Texel. Zunächst geht es per Motor ins Wattenmeer. Dort zieht eine düstere Regenfront auf uns zu. Was macht da der schlaue Skipper? Er fährt so lange im Kreis, bis die Front durchgezogen ist. Danach nehmen wir wieder Kurs auf. Allerdings fahren wir gegen die Strömung des Wattenmeeres und sind gezwungen, mit Motor zu fahren.

Ursprünglich wollten wir heute nach Vlieland. Aber der Wind hat von West auf Nordwest gedreht und so müssten wir die gesamte Zeit gegen den Wind mit Motor fahren. Deshalb entscheiden wir uns, nach Terschelling zu fahren.

Auch heute haben wir wieder großes Glück mit dem Wetter. Während sich Richtung Festland immer wieder Gewitter abregnen, fahren wir bis auf einen kurzen Schauer bei trockenem und oftmals sogar sonnigem Wetter. Einige dürfen Skipper spielen und stellen dabei fest, dass es sehr schwierig ist, ein Segelschiff auf Kurs zu halten. Das GPS-Signal zeigt jedenfalls nachher eine Schlangenlinie.

In Terschelling angekommen ergießt sich mal ein kräftiger Schauer, aber dann strahlt die Sonne vom blauen Himmel und es ist traumhaft schön. Von einem Aussichtshügel bietet sich ein toller Blick auf das Wattenmeer, die Dünenlandschaft und den Hafen.

Zum Abendessen gibt es Älbler-Magronen (da freuen sich nicht nur die Markgräfler). Wenn Essen Leib und Seele zusammenhält, dann haben wir in den letzten Tagen definitiv viel für den Zusammenhalt getan.

Zehnter Segeltag

Der heutige Morgen auf Terschelling ist einfach ein Traum. Morgenstimmung geht kaum schöner.

Heute segeln wir Richtung Vlieland, um uns auf einer Sandbank trockenfallen zu lassen. Nachdem der Morgen so traumhaft angefangen hat, hat sich die Bewölkung zugezogen. Jetzt ist es eher heiter bis wolkig. Seit 12.00 Uhr sind wir auf Grund gelaufen und wir warten darauf, dass das Wasser sinkt und wir außenbords gehen können. Das ist der Nachteil des Trockenfallens: erst wartet man, dass das Wasser geht, danach wartet man Stunden, bis es wiederkommt.

Elfter Segeltag

Eine stürmische Nacht liegt hinter uns. Zum Einen lag es am Wind, zum Anderen an unserem Activity-Spiel, das zuweilen wegen anhaltendem Gelächter die nächtliche Ruhe zu stören drohte. Aber es hat irre Spaß gemacht.

Der Tag beginnt heiter bis wolkig mit gelegentlichen Regenschauern. Der erhoffte Sonnenschein für den letzten Segeltag will sich nur sporadisch einstellen. Es bleibt bei einem Mix von Sonne, Wolken und seltenen Regenschauern. Der weitläufige Strand lädt zu einem ausgiebigen Spaziergang ein.

Ansonsten heißt es ja: nur die Harten kommen in den Garten. Für das Baden gilt das auch. Also nehmen wir die Badehose wieder unbenutzt mit nach Hause. Nur zwei ganz Harte wagen den Sprung in die Fluten und sind wider Erwarten voll begeistert.

Die Rückfahrt nach Harlingen ist auf 16.00 Uhr geplant. Noch einmal heißt es Segel hissen, Wenden fahren, Segel raffen.

In Harlingen angekommen stellt sich ein merkwürdiges Gefühl bei uns ein: wir sind wieder gelandet. Voller Dankbarkeit blicken wir zurück auf 11 Tage erfüllten Zusammenseins. 11 Tage voller neuer und dankbarer Eindrücke. 11 Tage geschenkten Lebens. 11 Tage, die wir nicht vergessen werden. Soli gloria Deo!